Christian Gahl, Berlin

Preisträger „Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2003-2008

Justizvollzugsanstalt Hünfeld

Hünfeld

Christian Gahl, Berlin

Justizvollzugsanstalt Hünfeld

Hünfeld
Projekt
Justizvollzugsanstalt Hünfeld
Architekt
FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 Architekten | Generalplaner, München mit Landschaftsarchitekten Kogenge-Ritter, Dresden
Bauherr
Land Hessen, vertreten durch das Hessische Baumanagement, Regionalniederlassung Nord

Projektbeschreibung

Die Justizvollzugsanstalt JVA Hünfeld wurde für rund 500 männliche Insassen konzipiert und soll modellhaften Charakter für den zukünftigen Gefängnisbau in Deutschland haben. Dies betrifft insbesondere die Sicherheitsanforderungen einer geschlossenen Anstalt und den teilprivatisierten Betrieb. Die Gestaltung des Gebäudes und der Außenanlagen basiert auf dem klösterlichen Gedanken und soll die Gefangenen darin unterstützen, ihren Aufenthalt zur inneren Besinnung zu nutzen. Dieser Anspruch zeigt sich in der kompakten und städtebaulich urbanen Grundhaltung der Architektur sowie in ihrer klaren, einfachen, dabei jedoch nicht unfreundlichen atmosphärischen Wirkung.

Die Justizvollzugsanstalt verteilt sich auf insgesamt sieben Bauteile mit jeweils vier oberirdischen Geschossen und klar ablesbaren Nutzungen: das Pfortengebäude, vier Unterkunftshäuser mit teilweise integrierten Sondernutzungen, ein Werkstattgebäude sowie die Sporthalle. Mit der Konzentration auf wenige Baukörper, die kammförmig an ein Erschließungsband mit übersichtlichen Zwischenbereichen angeordnet sind, entspricht die Architektur den Anforderungen der Betreiber: möglichst wenig zu überwachende Fläche, bestmögliche Übersichtlichkeit sowie optimale Betriebsabläufe.

Die „Vollzugsmagistrale“, ein lineares, zweigeschossiges Erschließungsband, verbindet sämtliche Nutzungen der JVA und erfüllt innerhalb des Mikrokosmos Justizvollzugsanstalt die wichtige Funktion eines „halböffentlichen“ Raumes für Kommunikation und Identifikation und nicht zuletzt für die Orientierung. Die Freibereiche zwischen den Hafthäusern passen sich dem natürlichen Geländeverlauf an. Hier wurden wohlproportionierte Freistundenhöfe mit Kleinsportfeldern und Sitzgelegenheiten angelegt.

 

Juryurteil

Gewürdigt wird, dass der Bauherr, obwohl er sich trotz der anspruchsvollen Aufgabe gegen einen Wettbewerb und für ein Verhandlungsverfahren nach VOF entschied, ein qualitativ hochwertiges Ergebnis erzielt hat. Dies spricht für die architektonisch kompetente Begleitung des Verfahrens.
Intelligent nutzten die Architekten die Topografie und schnitten das Gefängnis so in den Hang hinein, dass dessen Mauern ihre Dominanz verloren. Das sehr klare bauliche Konzept schuf zwischen den Gebäuden qualitätvolle und differenziert nutzbare Freiräume. Die geschickt rhythmisierten Fassaden verleihen dem Ganzen einen menschlichen Maßstab.

Preisträger

„Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2003-2008 – Simon-Louis-du-Ry-Plakette