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Alles ist Umbau – Ausstellung im BDA Wechselraum

15. Juli 2023

Alles ist Umbau

Im Zentrum des Stuttgarter IBA’27-Projekts Leonhardsvorstadt steht das Züblin-Parkhaus: Ein hässlicher Riegel, der die beiden mehr oder weniger erhaltenen Altstadtgebiete Leonhardsviertel und Bohnenviertel trennt. Aber es gibt darin auch den Kultur Kiosk, Urban Gardening auf dem Dach und Konzerte. Seit einer wegweisenden, auch aufsuchenden Beteiligung vor drei Jahren herrscht Funkstille. Oder Streit. Soll das Parkhaus weg oder umgebaut werden? Die Argumente dienen nicht dem Austausch, sie werden wie Waffen ins Feld geführt.

Die Allianz zieht demnächst um. Den bestehenden Bau, einen Hochhauskomplex an der Karlshöhe von Harald Deilmann aus den 1970er-Jahren, der – so steht es im Architekturführer – jede städtebauliche Sensibilität vermissen lässt, hat die Versicherung bereits 2007 verkauft und haust seither dort zur Miete. Sensibel oder nicht, in dem Bau steckt viel graue Energie und viel Fläche, die bei einem Neubau wohl nicht noch einmal genehmigt würde. So stehen die Chancen nicht schlecht für einen Umbau im Bestand.

Beide Objekte waren nun im Wintersemester Gegenstand von Seminaren, von denen jeweils vier Entwürfe im BDA-Wechselraum ausgestellt waren. Der Andrang bei der Eröffnung zeigt, wie sehr der ungeklärte Umgang mit den Potenzialen, die in diesen Bausünden stecken, der Stadtgesellschaft unter den Nägeln brennt.

Sonja Nagel, Professorin am IRGE der Uni Stuttgart, stellte ihren Teilnehmern die Aufgabe, ein Tanzhaus für die freie Szene, die dringend Räumlichkeiten braucht, auf dem Dach des Parkhauses zu entwerfen, dessen Erhalt vorausgesetzt wird: Tanzen über den Dächern der Stadt, im Blick der Stadtgesellschaft. Ein neungeschossiger Turm oben auf dem Dach; ein Rundturm vor einer längs an den nur zur Hälfte erhaltenen Bau angebauten Scheibe; schräge Formen und bunte Farben, die sich von der rigiden Parkhaus-Geometrie absetzen: Das waren die Ideen der Studierenden, die auch die Aufgabe der Erschließung zu lösen hatten – etwa durch eine lange Außentreppe.

Bei Tobias Bochmann, im Fach Innenarchitektur an der Akademie der Bildenden Künste München, lautete die Aufgabe, die Allianz in ein Hotel zu verwandeln. Die Studierenden wollten mehr: Kunsthandwerker-Workshops, Arbeitsräume und Ateliers, eine Ausgehlocation für die ganze Stadt. Prima Ideen, nur die Anschaulichkeit der CAD-Entwürfe ließ etwas zu wünschen übrig.

Dietrich Heißenbüttel