☰
Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021
Die Struktur der schwäbischen Gemeinde Mutlangen war seit der Nachkriegszeit geprägt und durchschnitten von der B298. Die Bundesstraße drängte Wohnen und Gewerbe aus dem Zentrum an die Peripherie. Dank der Ortsumgehung und dem Freiwerden eines stillgelegten Gewerbeareals eröffnete sich die Möglichkeit, eine neue Ortsmitte zu gestalten. Marktplatz, Wohnen und Gastronomie sollen das soziale Leben wieder in das Zentrum der Gemeinde holen.
Der Ortsplatz ist weitgehend nüchtern gestaltet, um ihn auf verschiedenste Weise nutzen zu können. Ein Wochenmarkt lässt sich abhalten, ebenso können sportliche und kulturelle Veranstaltungen realisiert werden. Als Teilbereich der neuen Ortsmitte wurde ein Holzpavillon im Niedrigenergiestandard entwickelt, der in das Nahwärmesystem des Quartiers eingebunden wurde. Das teilunterkellerte Gebäude beherbergt einen Gastronomiebetrieb und Nebenräume für 100 Gäste: Dazu kommen eine Pergola mit begrünten Spiel- und Sitzgelegenheiten sowie eine dem Platz zugeordnete öffentliche Sanitäranlage. Der eingeschossige Gebäudewinkel definiert die Ränder und bildet einen den Platz einrahmenden horizontalen Abschluss. Der Innenraum dieses Gebäudes ist großzügig verglast und wird als Teil der Platzgestaltung verstanden. Die Grenzen zwischen Innenraum und Außenbereichen werden sowohl funktional als auch visuell aufgehoben. Der Gastronomiepavillon fungiert als Taktgeber und Frequenzbringer für die innerörtliche Entwicklung einer Gemeinde im ländlichen Raum.
Jörg Seyfried, Adrian Psiuk
Seyfried Psiuk Architekten BDA
Kettelerstraße 75
73527 Schwäbisch Gmünd
www.sparchitekten.de
E-Mail
Wie in vielen Städten und Dörfern wurde auch in Mutlangen der wachsende Verkehr der Nachkriegsjahrzehnte zu einer Belastung, die das bestehende Gefüge sprengte. Eine neue Umgehungsstraße bot die Chance zur Reparatur. Ein neuer Stadtplatz konnte entstehen. Seyfried Psiuk Architekten BDA ordneten die unansehnlich gewordene Lage mit einer einfachen, eingeschossigen L-förmigen Bebauung, die zur einen Seite geschlossen ist, zur anderen als offene Überdachung den Platz begrenzt, ohne ihn vor der dahinter liegenden Bebauung abzuschotten. Die Mittel der Platzgestaltung sind so präzise gewählt wie eingesetzt. Die sanfte Neigung wird durch Stufen hin zur Pergola aufgenommen, der verglaste Gastropavillon lässt sich als eingehauster Teil des Platzes lesen. Holz als Fassadenmaterial sorgt für den Bezug zum regionalen Bauen wie dafür, dass die Bauten nicht zu schwer wirken. Der Platz ist zurückhaltend möbliert und unaufgeregt gepflastert.
Ohne Versuche, mit gefälliger Dekoration Menschen anzulocken, vertrauen die Architekten der räumlichen Klarheit ihres Entwurfs und – genauso wichtig – darauf, dass sich die Bevölkerung den Platz aneignen wird. Er bietet alle Freiheiten, um Märkte stattfinden zu lassen oder Feste zu feiern.
Für die Jury
Ulrike Kunkel